
Foto: Anja Weber
Am wohlsten fühlt sie sich zwischen den Sprachen. Ob es französische Texte sind, die sie ins Deutsche übersetzt oder literarische Texte, deren politische und gesellschaftliche Bedeutung sie aus der Kunstform herausschält – so lange an Formulierungen zu feilen, bis sie präzise sind, ist Anna Lerchs Leidenschaft. Als Journalistin sieht sich die Literaturwissenschaftlerin nicht, eher als Vermittlerin. Seit 2018 ist sie Redakteurin bei Le Monde diplomatique.
Die weite Welt lernte sie gleich nach dem Abitur kennen, das sie in ihrer Geburtsstadt Hamburg machte. Gut, es war nur Tübingen. Aber trotzdem eine andere Welt: Ein Haus, in dem 50 Leute gemeinsam wohnen und studieren, und sich eine Küche teilen. Ein Studium Generale des Lebens und der Wissenschaft. Das hat sie dann in Frankreich intensiviert, zunächst auf dem Land, im Projekt Arche, wo Menschen mit und ohne Behinderung zusammenleben und -arbeiten – und Anna Lerch den Traktor über die Felder fuhr. Später dann in Paris, in der feministischen Buchhandlung Violette and co. Ihr Lieblingswort, so sagen es Anna Lerchs Freunde, ist „aber“. Ein Wort, das auch zur Grundausstattung einer guten Journalistin gehört.